„Diese Zukunft kenne ich nicht“ – Die Reboots von „Star Trek“ und „Terminator“

Foster - Star TrekFoster - Terminator Die Erlösung

Alan Dean Foster gelang wahrscheinlich als erstem Autor das Kunststück, gleichzeitig zu mehreren potentiellen Blockbustern den Roman zum Film geschrieben zu haben. Er schrieb, neben einigen anderen Büchern, die Filmromane zu „Star Trek“, „Terminator: Die Erlösung“ und „Transformers“. „Star Trek“ und „Terminator: Die Erlösung“ wurden übersetzt. Bei „Transformers“ schrieb Foster auch ein Prequel und beide „Transformers“-Bücher erscheinen, so der derzeitige Stand, nicht auf Deutsch. Deshalb bespreche ich nur die beiden übersetzten Werken des Altmeisters des Science-Fiction-Filmromans („Krieg der Sterne“, „Alien“, „Outland“) und wie sehr ihre Geschichte überzeugt.

Mein Fantum für „Terminator“ und „Raumschiff Enterprise“ beschränkt sich weitgehend auf den Genuss der „Terminator“-Spielfilme, der TV-Serie „Terminator S. C. C.“ (wobei die erste Staffel nach einem guten Beginn rapide abbaute), der ersten „Raumschiff Enterprise“-Serie und einiger „Raumschiff Enterprise“-Romane. Die späteren „Star Trek“-Serien kollidierten dann zu sehr mit meiner Freizeitplanung und, weil mir keine bekennenden Trekkies in den Ohren lagen, verzichtete ich auf weitere Abenteuer aus dieser Welt.

Daher, so dachte ich, dürfte der „Star Trek“-Reboot nicht mit meinen Erinnerungen kollidieren. Der vierte „Terminator“-Spielfilm spielt ja sowieso in der bislang filmisch noch nicht oder kaum erforschten Zukunft und soll an die Filme anknüpfen. Regisseur McG meint: „Wir haben unser Bestes getan, um uns an die Zeitvorgaben der vorherigen Filme zu halten.“ Das klingt doch ganz verheißungsvoll und weil ich letztendlich einfach gut unterhalten werden will, ist mir die Geschichte wichtiger als dass jedes Detail der vorherigen Filme genauestens beachtet wird.

Nachdem ich Alan Dean Fosters Filmromane gelesen habe, kann ich nur sagen: ich habe mich geirrt.

Aufbruch zu neuen Galaxien: Star Trek

Beginnen wir mit dem schon länger im Kino laufenden „Star Trek“ und Alan Dean Fosters Roman zum Film. Nachdem in den vergangenen Jahrzehnten wahrscheinlich jeder Winkel des „Star Trek“-Universums ausgeleuchtet wurde, entschlossen Regisseur J. J. Abrams und die Drehbuchautoren Roberto Orci und Alex Kurtzman sich zu einem beherzten Relaunch, indem sie erzählen, wie die Besatzung der Enterprise zu einem Team wird. Um das ganze spannender zu gestalten, müssen Kirk, Spock und die restliche Enterprise-Besatzung gegen den durchgeknallten Romulaner Nero kämpfen. Denn in der Zukunft zerstörte Spock irrtümlich seine Welt. Also springt Nero, um sich an Spock zu rächen, in der Zeit zurück. Außerdem möchte er durch den Zeitsprung die Zerstörung seines Heimatplaneten verhindern. Neros erste Tat nach dem Zeitsprung ist die Ermordung von Kirks Vater (und einiger anderer Erdbewohner).

Nach diesem Eingriff in die Zeitlinie befinden wir uns in einer anderen Zukunft (oder Gegenwart), in der zwar vieles wie in der „Raumschiff Enterprise“-Serie ist, aber, das haben Zeitreisen so an sich, halt nicht alles. James T. Kirk wächst als Waise auf und, nachdem er sich bei der Sternenflotte meldet, ist auf der Enterprise Spock sein Vorgesetzter. Das einzige was die beiden zunächst verbindet, ist eine herzliche gegenseitige Abneigung. Diese hat sich nach gut zwei Kinostunden und etwas Hilfe von dem älteren Spock, der ebenfalls in der Zeit zurückreiste, in die aus der TV-Serie bekannte Freundschaft verwandelt.

„Star Trek“ ist ein schmissiges mit viel Humor erzähltes Weltraumabenteuer, bei dem die Helden sich mit einer optimistischen „Was kostet die Welt“-Attitüde in das Abenteuer stürzen und, während ihrer ersten Bewährungsprobe, zu einem Team zusammenwachsen. Im Zentrum steht dabei natürlich die Freundschaft der beiden unterschiedlichen Charaktere James T. Kirk und Spock. Während der eine mehr Herz (oder Abenteurer und Hasardeur, aber natürlich superintelligent) ist, ist der andere vor allem Hirn (wenn da nicht die Sache mit der menschlichen Mutter wäre und auch sein vulkanischer Vater hat Gefühle). Am Ende haben beide erkannt, dass Herz und Hirn (wie wir schon seit „Metropolis“ wissen) zusammengehören.

Alan Dean Foster schmückte diese Geschichte in dem gelungenen Filmroman mit einigen weiteren Episoden und längeren Szenen mit Kirk, Spock und der „Raumschiff Enterprise“-Besatzung aus. Dagegen ist der Bösewicht Nero im Film wesentlich präsenter und überzeugender motiviert. „Star Trek“ ist, wenn man nicht zu sehr auf die Logik achtet (die bei Zeitreisen immer an ihre Grenzen stößt), ein feines Weltraumabenteuer.

Totalschaden: Terminator – Die Erlösung

Bereits die ersten Bilder und Trailer für den vierten „Terminator“-Spielfilm schlagen dagegen einen ganz anderen Ton an. Alles ist unglaublich schmutzig, staubig, dreckig, dunkel und es kracht ordentlich. Der Kampf der letzten Menschen gegen die bösen Roboter wird als actionlastiger, in der Wüste und in Ruinen spielender Kriegsfilm verkauft. Das sieht nicht gerade nach dem „Terminator“-Film, den wir erwartet haben, aus, aber „Black Hawk Down“ und „Jarhead“ waren ja okay. Beim Dreh scheint dann das Drehbuch von John Brancato und Michael Ferris, denen wir „The Game“, „Das Netz“, „Catwoman“ und „Terminator 3“ verdanken, zur freien Verfügungsmasse von McG und Christian Bale geworden zu sein.

Denn Alan Dean Foster schreibt auf seiner Homepage, er habe nach der Abgabe des Buchmanuskripts vom Verlag einige Änderungswünsche erhalten (nicht ungewöhnlich) und, nachdem er das verfilmte Drehbuch gelesen habe, hat er den gesamten Roman neu geschrieben. Denn er hält es für seine Aufgabe, einen Roman zu schreiben, der möglichst nah an dem Film ist. Dafür nimmt er den Zeitdruck und den oft begrenzten Zugang zu Material, wie Skizzen, Setaufnahmen und Filmaufnahmen (vom Sichten des Rohschnitts vor dem Schreiben kann meistens nur geträumt werden), in Kauf. Bei „Terminator: Die Erlösung“ scheint Alan Dean Foster, nach den durchgängig sehr knappen Beschreibungen von Menschen, Gebäuden und Robotern, nur über das Drehbuch verfügt zu haben. Und das ist ein ziemlich zusammengehauenes Desaster, das auch ohne die vorherigen „Terminator“-Filme als postapokalyptischer Kriegsfilm ein unlogisch, wirres Werk mit schlecht motivierten Charakteren, die nur die wenigen Minuten zwischen den Action-Szenen überbrücken sollen, wäre.

Die bestenfalls rudimentäre Geschichte geht so: In der Gegenwart sitzt Marcus Wright in der Todeszelle. Er vermacht seinen Körper der Wissenschaft. 2018 wacht Marcus Wright nackt in der Wüste auf. Die letzten Menschen kämpfen gegen die Skynet-Roboter. Wright wird von dem Teenager Kyle Reese und dem Mädchen Star vor den Robotern gerettet. Sie lernen sich kennen und machen sich gemeinsam auf die Reise. Kurz darauf entführen Roboter Kyle und Star. Wright, der zu seinem Erstaunen über Superkräfte verfügt, kann nach einem Kampf entkommen. Er will seinen neuen Freunde retten.

Die Pilotin Blair Williams überzeugt ihn, mit ihr zu den Rebellen zu gehen. Nach einigen Kämpfen sind sie im Lager der Rebellen und, weit nach der Mitte des Buches, treffen Marcus Wright und John Connor zum ersten Mal aufeinander. Wright muss, nachdem eine Anti-Roboter-Mine ihn ziemlich zerstörte, mit der Entdeckung kämpfen, dass er offensichtlich ein Terminator ist. Connor muss sich fragen, ob er Wright vertrauen kann. Denn der von den Robotern entführte Kyle Reese steht auf einer Skynet-Todesliste ganz oben, er ist jetzt irgendwo in der Skynet-Zentrale und Wright könnte sie unentdeckt betreten. Während Connor noch überlegt, haut Wright (immerhin liegt die letzte Action-Szene schon einige Seiten zurück) ab.

Wir fragen uns währenddessen, warum die Roboter Kyle Reese noch nicht umgebracht haben (immerhin ist er, dank einer Zeitreise in Terminator 1, der Vater von John Connor), warum John Connor alle Roboter hasst (immerhin wurde er in Terminator 2 und 3 immer wieder von Robotern gerettet), warum die Rebellen ständig High-Tech-Sachen mit sich herumschleppen (wenn die Technik doch so Böse ist), warum der künftige Retter der Menschheit immer an vorderster Front kämpft, weshalb der inzwischen ziemlich unpassende Titel nicht geändert wurde und warum diese drittklassige Actionplotte unbedingt als Teil der „Terminator“-Reihe firmieren muss.

Denn „Terminator: Die Erlösung“ funktioniert nie als eine auch nur einigermaßen kohärente Story, sondern nur als eine Abfolge von im Multiplex sicher beeindruckenden Actionszenen. Die kurzen Dialoge sind nur rudimentäre Vorbereitungen für das nächste Kampfgetümmel, bei dem austauschbaren Menschen gegen gesichtslose Roboter kämpfen. Die durchaus interessante Geschichte von Marcus Wright, der zum Menschen wird, ist auch im Filmroman so kurz, dass sie nicht mehr nachvollziehbar ist. Im Film soll sie noch knapper ausfallen. Hier hätte man gerne genauer erfahren, wie ein gefühlloser Schwerverbrecher zu einem mitfühlenden Wesen wird. Dagegen könnten alle John-Connor-Szenen mühelos gestrichen werden. Aber, wie Devin Faraci in einem sehr lesenswerten Artikel über die verschiedenen Drehbuchfassungen schreibt, wollte „Batman“ Christian Bale unbedingt John Connor spielen und er wollte unbedingt mehr Leinwandzeit haben. Denn eigentlich sollte Connor nur einen kurzen Auftritt haben. Also wurden während des Drehs zusätzliche Connor-Szenen geschrieben und die stärkere Story dank eines Staregos und eines vor allem an Krach-Wumms interessierten Regisseurs terminiert.

Alan Dean Fosters Romanfassung von „Terminator: Die Erlösung“, die kaum mehr als ein in Prosa gekleidetes Drehbuch ist, deckt diese Defizite der Geschichte schonungslos auf. Denn der eigentliche Held von „Terminator: Die Erlösung“, Marcus Wright, ist (auch) im Buch nur eine Handlungsanweisung ohne Eigenleben und der Rest ist eine seelenlos-beliebige Abfolge von Actionszenen.

„Terminator: Die Erlösung“ ist nach den vorherigen „Terminator“-Filmen eine ziemliche Enttäuschung. Aber auch ohne diese Filme, die den Machern entgegen dem Pressegeblubber herzlich egal sind, wäre „Terminator: Die Erlösung“ eine schlechte Science-Fiction-Geschichte.

Alan Dean Foster: Star Trek

(übersetzt von Susanne Döpke; mit einem Interview mit J. J. Abrams und Alan Dean Foster)

Cross Cult, 2009

320 Seiten

12,80 Euro

Originalausgabe

Star Trek

Pocket Books, 2009

Alan Dean Foster: Terminator: Die Erlösung

(übersetzt von Ralph Sander)

Heyne, 2009

368 Seiten

8,95 Euro

Originalausgabe

Terminator Salvation: The Official Movie Novelisation

Titan Publishing, 2009

Hinweise

– Zu Alan Dean Foster

Homepage von Alan Dean Foster

AMCTV: Interview mit Alan Dean Foster zu „Star Trek“, „Terminator: Die Erlösung“ und „Transformers“ (25. Mai 2009)

– Zu „Star Trek“

Amerikanische Homepage zum Film „Star Trek“

Deutsche Homepage zum Film „Star Trek“

Film-Zeit über „Star Trek“

Cross-Cult-Seite zu „Star Trek“

– Zu „Terminator: Die Erlösung“

Amerikanische Homepage zum Film „Terminator: Die Erlösung“

Deutsche Homepage zum Film „Terminator: Die Erlösung“

Film-Zeit über „Terminator: Die Erlösung“

Chud: Devin Faraci: What went wrong with „Terminator: Salvation“ (24. Mai 2009)

1 Responses to „Diese Zukunft kenne ich nicht“ – Die Reboots von „Star Trek“ und „Terminator“

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