„Chew“: Sättigend, mit Fleisch und „Eiskalt serviert“

Der Originaltitel des dritten „Chew“-Sammelbandes „Just Desserts“ ist treffender als der deutsche Titel „Eiskalt serviert“. Denn Autor John Layman und Zeichner Rob Guillory (ein Interview mit ihm ist im Buch enthalten) servieren dieses Mal fünf kurze Geschichten, die alle gut schmecken, aber eher Episoden aus dem Polizeialltag und, hm, Leben von Tony Chu, John Colby und Amelia Mintz erzählen, die in einer nahen Zukunft spielen, in der nach einer Seuche der Verzehr von Fleisch, vor allem Hühnerfleisch, verboten ist. Selbstverständlich hat sich schnell ein florierender Schwarzmarkt entwickelt und die Lebensmittelaufsicht (FDA) jagt die Fleischesser. Dafür hat sie mehr Kompetenzen als das FBI und der Heimatschutz zusammen. Die FDA ist die mächtigste Exekutivbehörde der Welt.
Tony Chu ist einer ihrer Ermittler und Cibopath. Er kann in eine Banane beißen und bekommt ein Gefühl dafür, von welchem Baum die Banane stammt, welches Pestizid verwendet und wann sie geerntet wurde. Meistens muss er allerdings andere Dinge essen und so die Ermittlungen verkürzen.
Seine Freundin Amelia Mintz ist Saboskripterin. Die Journalistin kann Essen so anschaulich beschreiben, dass die Leser beim Lesen ihres Artikels das Essen schmecken können.
Chews Kollege John Colby ist ein ganz normaler Mensch, der gerne Fleisch isst und nur noch ein halbes Gesicht hat. Die andere Hälfte wurde von Ärzten wieder hergerichtet. Jetzt sieht er aus wie der Terminator und sein Ermittlungsansatz ist meist ähnlich geradlinig.
In „Eiskalt serviert“ müssen Tony und John herausfinden, wer in einem Stall den Sohn eines Senators und Öko-Terroristen ermordete und ihm einen Grauschwanzzwergmarder (ganz oben auf der Liste der bedrohten Arten) in den Mund stopfte. Die Spur führt zu einem Feinschmeckerclub, auf dessen seltenen Dinners bevorzugt bedrohte Tierarten verspeist werden. In einer anderen Geschichte tauchen Tony und sein Kollege John in die Welt der selbstverständlich vollkommen verbotenen Hahnenkämpfe ab.
Sie wollen das Geheimnis von „Poultplus“, einem Hühnchenersatz von Montero Industries, herausfinden. Nach einem Bissen weiß Tony, dass „Poultplus“ kein Chicken, sondern Fricken (was etwas ziemlich kloakiges ist) ist.
Der vom cibopathischen Partner zum Erzfeind mutierte Mason Savoy taucht auch wieder auf. Und auf den letzten Seiten von „Eiskalt serviert“ lernen wir die große Familie von Tony Chu kennen.
Während Chew absolut humorfrei ist, haben wir in den ziemlich absurden Geschichten einiges zu lachen. Allein schon das erste Panel, in dem Tony und Amelia mit blutverschmierter Kleidung in einem reichlich demolierten Edelrestaurant stehen und er sagt „Äh. Nicht gerade ein gewöhnliches erstes Date, was?“, ist offensichtlich, dass für spritzige Unterhaltung gesorgt ist. Auch wenn es „Just Desserts“ sind.
Sehr gut haben mir auch die Filmplakate für „Pullet Fiction“ und „Reservoir Chogs“ gefallen.

John Layman/Rob Guillory: Chew – Bulle mit Biss: Eiskalt serviert (Band 3)
(übersetzt von Marc-Oliver Frisch)
Cross Cult 2011
128 Seiten
16,80 Euro

Originalausgabe
Chew Vol. 3: Just Desserts
Image, 2010
(enthält Chew # 11 – 15)

Hinweise

Homepage von Chew/John Layman

Comicgate: Interview mit John Layman (5. März 2011)

Meine Besprechung von John Layman/Rob Guillorys „Chew – Bulle mit Biss: Leichenschmaus (Band 1)“ (Chew Vol. 1: Taster’s Choice, 2009)

Meine Besprechung von John Layman/Rob Guillorys „Chew – Bulle mit Biss: Reif für die Insel (Band 2)“ (Chew: International Flavor, 2010)

1 Responses to „Chew“: Sättigend, mit Fleisch und „Eiskalt serviert“

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