DVD-Kritik: Eine Wiederbegegnung mit dem „Geheimbund der Rose“

Als der „Geheimbund der Rose“ vor über zwanzig Jahren im Fernsehen lief, war ich mächtig begeistert von dem Zweiteiler. Über drei Stunden gab es Action im Geheimagentenmilieu, einen ausgewachsenen Vater-Sohn-Konflikt und Robert Mitchum als Rosenzüchter. Seitdem wollte ich den Film immer mal wieder sehen, aber im Fernsehen lief er seitdem nicht mehr. Doch jetzt veröffentlichte Koch Media den Film auf einer sehr sparsam ausgestattete Doppel-DVD. Es ist nur der Film in der deutschen und englischen Fassung drauf. Jedenfalls konnte ich meinen damaligen Eindruck überprüfen und, soviel kann schon verraten werden, die David-Morrell-Verfilmung Film von 1988 hat sich gut gehalten.

CIA-Vizechef John Elliot (Robert Mitchum) hat für besondere Aufgaben einige Spezialagenten, die nur seinen Befehlen gehorchen. Seine beiden besten Männer sind „Romulus“ und „Remus“. Waisenkinder, die sich schon im Waisenhaus verbrüderten, von Elliot adoptiert und zu Profikillern ausgebildet wurden. Chris ‚Remus‘ Kilmoonie (David Morse) hat dann irgendwann den Moralischen bekommen und sich sechs Jahre in ein Trappistenkloster zurückgezogen. Jetzt soll er in Bangkok einen KGB-Agenten umbringen. Er kann es nicht. Als er ihn in einem Abelard-Haus (Vor dem zweiten Weltkrieg haben die Geheimdienste den geheimen Abelard-Vertrag geschlossen, nach dem bestimmte Orte Schutzzonen für alle Agenten sind und sie so die Integrität der Dienste gegenüber der Politik aufrecht erhalten können), wieder trifft, bringt ein chinesischer Agent den KGB-Mann um. Remus kann flüchten. Aber alle glauben, dass er gegen den Abelard-Vertrag verstieß. Die Strafe für einen solchen Verstoß ist der Tod. Jeder Geheimagent jagt ihn.

Zur gleichen Zeit soll Saul ‚Romulus‘ Grisman (Peter Strauss) im Auftrag von Elliot ein Attentat verüben. Es gelingt, aber danach fragt Romulus sich, warum er fünf wichtige US-Wirtschaftsbosse publikumswirksam umbringen sollte. Als kurz darauf an einem, ihm von Elliot genannten, Treffpunkt ein Anschlag auf ihn verübt wird, weiß er, dass Elliot ihn umbringen will. Er weiß nur nicht, warum sein Vater, den er bewundert und bedingungslos gehorcht, ihn töten will.

Als Romulus und Remus sich treffen, beschließen sie, die Wahrheit herauszufinden.

Selbstverständlich ist „Geheimbund der Rose“ kein realistischer Blick in die Welt der Agenten. Die dürfte in der jüngsten John-le-Carré-Verfilmung „Dame, König, As, Spion“ akkurater porträtiert werden. Der Film ist ein unterhaltsames Action-Märchen über das Erwachsenwerden von zwei Brüdern, mit leicht zynischer, realpolitischer Grundierung. Denn dass die Geheimdienste gerne ihre eigenen Geschäfte machen und sich ungern von der Politik kontrollieren lassen, wurde jetzt – auf ungleich kleinerem Niveau – bei uns mit der Beobachtung der halben Linksfraktion im Bundestag und dem jahrelangen Nicht-Wahrnehmen einer rechten Terrorgruppe wieder offensichtlich. Ältere können sich gerne auch an länger zurückliegende Geheimdienstskandale, wie das „Celler Loch“, den Mordfall Ulrich Schmücker und die jahrelange Beobachtung des Bürgerrechtlers Rolf Gössner, erinnern.

Und Robert Mitchum als Rosen züchtenden Ziehvater, der skrupellos seine Söhne für seine Interessen ausnutzt und, als sie sich gegen ihn wenden, ihre Aktionen als intellektuelles Spiel auffasst, bei dem er als ihr Lehrer gespannt ihre Züge mitverfolgt und Gegenstrategien entwirft, ist natürlich mehr als die halbe Miete.

Den Rest besorgen die anderen Schauspieler, die guten Action-Szenen (wir reden von einer 80er-Jahre-TV-Produktion) und die ruhig, aber straff erzählte Geschichte.

Insgesamt ist „Geheimbund der Rose“ ein ziemlich gelungener NBC-Zweiteiler, der es schafft, als noch während des Kalten Kriegs entstandener Agentenfilm alle Kalter-Kriegs-Klischees zu vermeiden und die Geheimagenten als eine sich über allen Gesetzen stehende Kaste zeigt, die im Zweifelsfall das Gesetz selbst in die Hand nehmen.

Der „Geheimbund der Rose“ ist ein sehr unterhaltsamer TV-Film, der aufgrund seiner guten Schauspieler besser als vergleichbare B-Pictures ist und allemal einen Blick wert ist.

In Hollywood ist seit Jahren ein Remake des Bestseller-Romans von David Morrell, dem Erfinder von „Rambo“, im Gespräch.

Geheimbund der Rose (Brotherhood ot the Rose, USA 1988)

Regie: Marvin J. Chomsky

Drehbuch: Gy Waldron

LV: David Morrell: The Brotherhood of the Rose, 1984 (Der Geheimbund der Rose)

mit Peter Strauss, Robert Mitchum, David Morse, Connie Sellecca, James B. Sikking, M. Emmet Walsh, James Hong

DVD

Koch Media

Bild: 1.33:1 (4:3)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 2.0)

Untertitel: –

Bonusmaterial: –

Länge: 181 Minuten (2 DVD)

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Wikipedia über „Geheimbund der Rose“

Homepage von David Morell

Meine Besprechung von David Morrell „Level 9“ (Scavenger, 2007)

Meine Besprechung von David Morrells „Creepers“ (Creepers, 2005)

Meine Besprechung von David Morrells „Captain America: Der Auserwählte“ (Captain America: The Chosen, 2007/2008)

David Morrell in der Kriminalakte

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