LV: Philip K. Dick: The Minority Report, 1956 (erstmals erschienen in Fantastic Universe, Januar 1956, Der Minderheiten-Bericht, Kurzgeschichte)
Schöne neue Welt: 2054 werden in Washington, D. C., Verbrecher bereits vor der Tat, aufgrund der Prognose von Precogs, verhaftet. Ein perfektes System, bis die Precogs sagen, dass der Polizist John Anderton bald einen Mann, den er überhaupt nicht kennt, umbringen wird. Anderton glaubt nicht an die Prognose. Er flüchtet und versucht herauszufinden, warum er zum Mörder werden soll.
Guter, etwas zu lang geratener Science-Fiction-Thriller, der für den Bram-Stoker-, Nebula- und Hugo-Preis nominiert war und den Saturn-Preis erhielt.
mit Tom Cruise, Colin Farrell, Samantha Morton, Max von Sydow, Lois Smith, Peter Stormare, Frank Grillo
In den USA sind die drei „Scary Stories to tell in the Dark“-Bücher von Alvin Schwartz seit ihrem Erscheinen zwischen 1981 und 1991 bei jugendlichen Lesern sehr beliebt. Es sind kurze Gruselgeschichten. Die Illustrationen von Stephen Gammell trugen ihren Teil zum Erfolg bei. Und es gibt immer wieder Streit, ob die Bücher in Bibliotheken stehen dürfen. Sie gefährdeten, so die erregten Erwachsenen, das sittliche und religiöse Wohlergehen der Kinder. Was wegen dem Reiz des Verbotenen natürlich kontraproduktiv ist.
Weil die Bücher nie ins Deutsche übersetzt wurden, sind sie hier unbekannt. Aber weil Schwartz mit bekannten Horrortopoi und alten Erzählungen spielt, kennen wir auch die Geschichte von der Vogelscheuche, die lebendig wird und ihren Peiniger tötet. Es sind auch, wie Märchen, kurze Geschichten, die sich gut zum Erzählen am Lagerfeuer eignen.
In André Øvredals Verfilmung sind Schwartz‘ Gruselgeschichten kurze, die Handlung vorantreibende Episoden. Denn Øvredal, Produzent Guillermo del Toro (der das erste „Scary Stories“-Buch als Teenager in einem kleinen Buchladen entdeckte) und die Drehbuchautoren Dan Hageman, Kevin Hageman, Patrick Melton, Marcus Dunstan und del Toro erzählen eine durchgehende Geschichte.
1968 ist die Kleinstadt Mill Valley in Pennsylvania auch an Halloween die typische All-American-Stephen-King-Kleinstadt. Die Teenager Stella, Auggie und Chuck streifen durch die Stadt, spielen dem sie mobbenden halbstarken Schläger Tommy einen Streich und werden anschließend von ihm und seinen Freunden durch die Stadt gejagt. Der durchreisende Ramón kann sie retten. Kleinstadtalltag eben.
Zum Dank zeigen Stella, Auggie und Chuck ihrem Retter in der Nacht das Geisterhaus der Stadt: die verlassene und verfallene Villa der Bellows. Bei ihrer Erkundung entdecken sie einen Kellerraum, in dem jemand lebte. Und sie nehmen ein Buch mit Geistergeschichten mit, das Sarah Bellows gehörte.
Zu Hause entdeckt Stella, dass in Sarahs Buch die Geschichten sich mit roter Schrift selbst schreiben. Das erste Opfer ist Tommy, der von einer Vogelscheuche zu einer Kreatur aus Heu verwandelt wird.
Hauptperson der nächsten kurzen Geschichte ist Auggie. In dem Moment wissen die vier Teenager, dass Sarah Bellows‘ Buch sie und ihre Freunde umbringen will. Nur warum? Und können sie Sarah Bellows aufhalten?
Spätestens in dem Moment dürften gestandene Horrorfilmfans eine ziemlich genaue Vorstellung vom groben Verlauf der Geschichte haben. Aber „Scary Stories to tell in the Dark“ erzählt eine vertraute Geschichte mit genug kleinen Abweichungen, um zu gefallen. Wie einige andere jüngere und sehr erfolgreiche Horrorfilme, wie die „Conjuring“-Filme und „Es“, die in den siebziger und achtziger Jahren spielen, spielt die Geschichte in der jüngeren Vergangenheit und sie ist voller Anspielungen auf die Zeit. Die sechziger Jahre sind, weil die damaligen kulturellen Umbrüche heute immer noch wichtig sind, für uns noch sehr gegenwärtig. Es sind Umbrüche, die, und das spiegelt die Filmgeschichte sehr schön, Gewissheiten und Selbstbilder in Frage stellte. Beginnend von der internationalen und nationalen Ebene (Vietnam, Richard Nixon) über die Dorfgeschichte (die dunklen Geheimnisse der Familie Bellows und ihr Umgang mit Sarah) hin zu den Geschichten der Protagonisten, die hier ihr Coming of Age erleben.
André Øvredal erzählt das erfreulich ernsthaft, stilbewusst und, dank des Verzichts auf splattrige Schockeffekte, angenehm altmodisch. Das unterscheidet seinen Horrorfilm von Rob Lettermans „Gänsehaut“ (basierend auf R. L. Stines erfolgreichen Horrorgeschichten für junge Leser), der alles wesentlich humorvoller erzählte, sich stärker auf CGI-Effekte konzentrierte und als Zielpublikum ein etwas jüngeres Publikum hatte.
Außerdem gab es 1968 keine Handys und Computer und sehr wenige Telefone. Das stellt die Protagonisten des Films vor heute fast unbekannte Herausforderungen; – wobei heute auch nicht jede Akte digitalisiert ist und dann doch die örtliche Psychiatrie besucht werden muss. Dort hoffen Stella und ihre Freunde zu erfahren, warum die Bellows Sarah einsperrten.
So ist „Scary Stories to tell in the Dark“ ein traditionsbewusster Horrorfilm, der eine wohlige Gänsehaut verursacht. Also genau das Richtige für Halloween und die kommenden Nächte.
Scary Stories to tell in the Dark (Scary Stories to tell in the Dark, USA 2019)
Regie: André Øvredal
Drehbuch: Dan Hageman, Kevin Hageman, Guillermo del Torro, Patrick Melton, Marcus Dunstan
LV: „Scary Stories to tell in the Dark“-Geschichten von Alvin Schwartz
mit Zoe Colletti, Michael Garza, Gabriel Rush, Austin Abrams, Dean Norris, Gil Bellows, Lorraine Toussaint, Austin Zajur, Natalie Ganzhorn, Kathleen Pollard
Länge: 107 Minuten
FSK: ab 16 Jahre (mit ein, zwei zugedrückten Augen hätte es auch eine FSK-12 werden können)
Ein Psychologe will einem Kind, das tote Menschen sieht, helfen.
Ein gewaltiger Publikumserfolg, inzwischen schon ein Klassiker und M. Night Shyamalans bester Film. Mit „The Sixth Sense“ erlebten wir ein grandioses Twist-Ende (mit schönen Grüßen von der „Twilight Zone“), das seitdem unzählige, schlechtere Nachahmer inspirierte.
mit Bruce Willis, Toni Collette, Oliva Williams, Haley Joel Osment, Donnie Wahlberg, Mischa Barton
auch bekannt als „Der sechste Sinn“ (Kinotitel, an den sich inzwischen wohl niemand mehr erinnert)
Schon bei den ersten Bildern von „Halloween Haunt“ dachte ich: Das sieht schlecht aus.
In den nächsten neunzig Minuten wurde es nicht besser.
Scott Beck und Bryan Woods, über deren Anteil am Drehbuch von „A quiet place“ man jetzt wohl wieder reden muss, schrieben und inszenierten mit „Halloween Haunt“ einen vollkommen anderen Horrorfilm.
An Halloween, dieser US-Horrornacht, in der Kinder Erwachsene um Süßigkeiten erpressen und Erwachsene Teenager mit scharfen Küchenmessern ermorden, schicken Beck und Woods eine Gruppe etwas älterer Teenager in ein zu einer Halloween-Attraktion umgebautes, sehr, sehr einsam gelegenes Haus. Die Kids – drei Frauen, drei Männer – werden von einem schweigsamen, maskierten Mann empfangen und gebeten, ihre Mobiltelefone abzugeben. Danach betreten sie das Haus, das in den ersten Räumen an eine sehr zeitintensiv gestaltetes Geisterbahn-Spukhaus erinnert. Später dann an ein „Saw“-Metzelhaus. Wobei dieses „Hostel“ aus liebevoll gestalteten Räumen besteht, die manchmal auch Folterkammern sind.
Die Geschichte erschöpft sich dann darin Teenagern in Angst und Schrecken zu versetzen und sie in beliebiger Reihenfolge zu tötet. Über sie, und das ist der entscheidende Unterschied zu „A quiet place“, erfahren wir nichts, was uns emotional an sie bindet. Entsprechend uninteressant ist ihr Kampf ums Überleben in dem Gruselkabinett, in dem sie von den maskierten Bösewichtern verfolgt werden.
Den Machern geht es in dem von Eli Roth produziertem Film um Terror und Geisterbahnschocks. Da stören Suspense und eine beängstigende Gruselatmosphäre nur.
„Halloween Haunt“ ist Horrorware von der Stange, der einfach nur einige Schocks für ein jugendliches Publikum liefern soll.
Halloween Haunt (Haunt, USA 2019)
Regie: Scott Beck, Bryan Woods
Drehbuch: Scott Beck, Bryan Woods
mit Katie Stevens, Will Brittain, Lauryn McClain, Andrew Caldwell, Shazi Raja, Schuyler Helford, Phillip Johnson-Richardson, Chaney Morrow, Justin Marxen, Terry Partyka, Justin Rose, Damian Maffei, Schuyler White
LV: Austin Wright: Tony & Susan, 1993 (Tony & Susan) (manchmal auch „Tony and Susan“ bzw. „Tony und Susan“, US-Neuausgabe unter „Nocturnal Animals“)
Die erfolgreiche Kunsthändlerin Susan erhält ein unveröffentlichtes Roman-Manuskript ihres Ex-Mannes Edward, zu dem sie seit Ewigkeiten keinen Kontakt mehr hat. Sie beginnt den Roman zu lesen und, während der Film zwischen Susans Leben und dem Roman hin und her springt, ahnen wir, dass Edward in seinem Kriminalroman ihre Beziehung verarbeitete.
TV-Premiere. „Nocturnal Animals“ ist ein Manufactum-Film, bei dem der Stil, die richtige Geste, die richtige Ausleuchtung und der äußere Schein wichtiger als der Inhalt ist. Alles ist höchst elegant, gut besetzt und in jeder Beziehung gut inszeniert (was ihn unbedingt sehenswert macht), aber auch immer eine Spur zu offensichtlich und zu eindeutig, um wirklich zu verunsichern oder emotional zu bewegen.
mit Amy Adams, Jake Gyllenhaal, Michael Shannon, Aaron Taylor-Johnson, Isla Fisher, Karl Glusman, Armie Hammer, Laura Linney, Andreas Riseborough, Michael Sheen
Schimmi goes East: Kurz nach der Öffnung der Mauer schwimmt im Duisburger Hafen die Leiche eines DDR-Übersiedlers. Er soll zu einer immer noch tätigen Stasi-Gruppe gehört haben, die mit Kunstwerken Devisen beschaffte. Zusammen mit ihren Ost-Kollegen Fuchs und Grawe ermitteln Schimanski und Thanner in Ostberlin.
Das Crossover von „Tatort“ und „Polizeiruf 110“ wurde im Sommer 1990 gedreht und am 28. Oktober 1990 im Fernsehen gezeigt. Damit war er auch ein Kommentar zur Wiedervereinigung.
mit Götz George, Eberhard Feik, Peter Borgelt, Andreas Schmidt-Schaller, Chiem van Houweninge, Susanne Bentzien, Ulrich Thein, Peter Aust