Unter etwas anderen Vorzeichen findet am Samstag, den 11. Mai, der normalerweise jährliche Gratis Comic Tag statt. Wegen der Coronavirus-Pandemie gab es Pausen und Terminverschiebungen. Dieses Jahr mutiert der Gratis Comic Tag zum Gratis Kids Comic Tag. Und das bedeutet, dass in den über neunhundert teilnehmenden Comicshops, Buchhandlungen und Bibliotheken ausschließlich Kindercomics verteilt werden. Wobei die Macher „Kind“ großzügig als „nicht erwachsen“ definieren. Es werden also Comics für Kinder und Jugendliche verteilt, die Erwachsene auch lesen können. Bei einigen der Comics fällt es Erwachsenen möglicherweise überhaupt nicht auf, dass es sich um Kindercomics handelt.
Verteilt werden 21 extra für diesen Tag produzierte Comics. Die Comics stammen aus dem Programm von Reprodukt, Splitter/toonfish, Panini, Egmont BÄNG!, LOEWE Graphix, Cross Cult/CROCU, Kibitz, Chinabooks, Carlsen und Edition Helden. Die Bildergeschichten bieten einen Überblick über die Bandbreite des Comics. Es gibt schon seit Jahrzehnten bekannte Figuren wie Donald Duck, Spider-Man, Batman und Idefix, der aus den Asterix-Comics bekannte Hund, der seine eigene Comicserie bekommen hat, und neue, meist deutlich unbekanntere, oft weibliche Figuren. Es gibt Hefte mit in sich abgeschlossenen Geschichte und Hefte, in denen, als Appetitanreger, nur die ersten Seiten der Geschichte abgedruckt sind. Die abgeschlossenen Geschichten gefallen mir besser.
Beispielsweise die Abenteuer von „Akissi“ (Reprodukt), einem an der Elfenbeinküste lebendem Mädchen mit einem Talent fröhlich in jeden Fettnapf zu treten. Marguerite Abouet und Mathieu Sapin schrieben die Geschichten, die in Frankreich bereits 2010/2011 veröffentlicht wurden.
In zwei Fällen, die sich primär an Kinder richten, darf das „Detektivbüro LasseMaja“ (Edition Helden), erfunden von Martin Widmark und Helena Willis, ermitteln – und wohlige Erinnerungen an Kalle Blomquist wecken.
Gefallen hat mir auch „Die Giganten: Erin“ (Carlsen). Beim Gratis Kids Comic Tag wird der erste, in sich abgeschlossene Band der sechsbändigen actiongeladenen Serie verteilt. In der französischen Serie von Lylian/Droulin/Lorien geht es um Kinder, die mit ihren gigantischen Freunden die Welt retten müssen.
Von „Sam und die Geister“ (toonfish), von Julien Monier und Cabone, wird der erste von zwei Bänden verteilt. In „Luise“ entdeckt Sam, dass sie Geister sehen kann. Sie will Luise, einer alten und sehr toten Dame helfen.
Wohlige Erinnerungen an teils lange zurückliegende Leseerlebnisse, die jetzt an die Kinder und Enkelkinder weitergegeben werden können, wecken das Abenteuer von Donald Duck auf einem Filmset (als Teil einer Jubiläumsausgabe von „Walt Disney Lustiges Taschenbuch Sonderedition: 90 Jahre Donald“ [Egmont]), Idefix, der ohne Asterix und Obelix „Die Statue des Labienus“ (Bäng Comics) beschnuppert und, nun, Labienus ist ein Römer, die kurze Geschichte versprüht einen ordentlichen Asterix/Obelix-Vibe und mehr muss ich wohl nicht sagen. Panini ist mit mehreren „Batman“- und „Spider-Man“-Geschichten dabei. Die drei „Batman“-Geschichten richten sich eher an Jugendliche; die ebenfalls in dem Heft enthaltenen „Teen Titans“-Geschichten richten sich dagegen eindeutig an Kinder. Bei „Spider-Man“ wird sich an den aus den Kinofilmen bekannten Origins-Geschichten orientiert.
Bei den Comics, die nur den teils sehr umfangreichen Anfang der Geschichte enthalten, habe ich immer den Eindruck, dass es genau im spannendsten Moment aufhört und ich, aus verschiedenen Gründen, niemals erfahren werde, wie das Abenteuer endet. Von Patrick Wirbeleit (u. a. „Kiste“) und Kim stammt der witzige Culture Clash „Gorm Grimm“ (Kibitz), in dem ein in der Gegenwart lebender Junge sich mit einem waschechten Wikinger befreundet.
Bleiben wir einen Moment im Norden. In „Nordlicht – Im Tal der Trolle“ (Bäng Comics), von Malin Falch, wird Sonja von Espen, einem aus der magischen Dimension Jotundalen kommendem Jungen, eines Nachts geweckt. Gemeinsam begibt sie sich mit ihm in eine Welt, in der es sprechende Tiere, Trolle und Wikinger gibt. Was sie dort erleben, wird nach dem Ende der Leseprobe erzählt.
Von „Krypto: Geheimnisvolle Meereswesen“ (LOEWE Graphix), von Hans Jorgen Sandnes, gibt es die erste Hälfte des ersten Bandes, also nur das Set-Up, in dem Ophelia zu ihrer neuen Pflegefamilie ans Meer zieht, einen alten Fischer kennen lernt und glaubt, dass ein Seeungeheuer im Meer lebt. Außerdem ist kurz vor Ophelias Ankunft ein Junge spurlos im Wasser verschwunden.
Auch von „Der kleine Perry: Das Geheimnis des Wanderplaneten“ (Carlsen) gibt es nur das Set-Up. Perry Rhodan ist in der von Olaf Brilll und Michael Vogt erzählten Geschichte noch ein kleiner Junge, der gerne ins Weltall fliegen würde. Als er den Start einer Rakete beobachten möchte, wird er in sie teleportiert und wenig später ist er auf dem Weg zum Mond.
Ebenfalls nur die Einführung in die Welt, in der die Geschichte spielt und die Figuren gibt es in „Arielle und die Rache der Meerhexen“ (Carlsen), „Animal Jack: Das Herz des Waldes“ (Bäng! Comics), „Elfies Zauberbuch“ (toonfish), und „Elle(s)“ (toonfish) und „Rebis: Ein Kind der Natur“ (Cross Cult).
„The Dragon Prince/Der Prinz der Drachen: Durch den Mond“ (Cross Cult) ist eine zwischen der dritten und vierten Staffel der gleichnamigen Netflix-Serie spielende Geschichte und bei diesem Beginn einer Fantasy-Geschichte ist die Kenntnis der Netflix-Serie sicher hilfreich.
In Richtung Manga geht es mit „Miraculous: Abenteuer von Ladybug und Cat Noir“ (Panini) und „Pokémon Reisen“ (Panini).
Und dann gibt es noch „Dao – Der Weg“ (Chinabooks), eine im Stil klassischer chinesischer Tuschemalereien erzählte Geschichte aus einem Buch mit chinesischen Volksmärchen und Schauergeschichten. Mich ließ die Geschichte ziemlich ratlos zurück und ich würde sie auch nicht, wie der Verlag, für Kinder ab 6 Jahren empfehlen.
Das gesagt, sollte jeder bei den 21 Gratis-Kindercomicheften mindestens ein Heft finden, das ihm gefällt. Und insgesamt geben die Hefte einen guten Überblick über die Vielfalt des aktuellen Kindercomics.
Mehr Informationen über die einzelnen Hefte gibt es hier und hier findet ihr den nächsten Händler, der die Comics verteilt.
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